Das 100-järige Gründungsfest: Festumzug mit Pferdegespann

Um den dringend nötigen Nachwuchs bei der Feuerwehr zu sichern, wurde im September 1972 eine Jugendgruppe ins Leben gerufen. So konnte eine gerätemäßig gut ausgerüstete, moderne Wehr ohne Nachwuchssorgen mit einem sehr guten Ausbildungsstand 1975 das 100jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe feiern. Da die alte Fahne aus dem Jahre 1925 in einem sehr schlechten Zustand war, wurde für das Jubiläum eine neue Fahne - entworfen von Prof. Schmitt und Architekt Ostertag -       bei der Fa. Geschwister Burger in Munderkingen in Auftrag gegeben. Das Feuerwehrgerätehaus wurde für das Jubiläum in über 1000 unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden von der Feuerwehr wieder in sein schmuckes, freundliches Aussehen verwandelt.

Über das Jubiläum berichtet der Chronist:

Das 100jährige Gründungsfest wurde am Freitag, den 4. Juli 1975 um 20.00 Uhr mit einem Bunten Abend eröffnet. Bekannte Künstler von Funk und Fernsehen gestalteten den Abend. Ihre Namen sind: Franzl Lang (Jodlerkönig), Frank Raimond (Europas Starparodist Nr. 1), (ausgezeichneter Geräuschimitator), Sepp Voglmeier (Meister der Hammond-Orgel) und Werner Koller (Ansager und Humorist). Trotz schlechten Wetters war das 2500 Menschen fassende Zelt fast gefüllt. Der starke Beifall aller Anwesenden zeugte davon, daß die gelungenen und ausgezeichneten Darbietungen der Künstler großes Gefallen fanden. Jeder Besucher konnte für ein paar Stunden seinen Alltag vergessen, jeder ging befriedigt, gut gelaunt oder angeheitert nach Hause.

Am Samstag, den 5. Juli 1975, 20.00 Uhr fand der Festabend statt. Die Freiwillige Feuerwehr Scheppach gedachte in einem Festakt der Gründung vor einem Jahrhundert. Der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr, Bürgermeister Theodor Knappich, fand am Ehrentisch viele prominente Gäste versammelt. Allen voran den bayerischen Staatsminister des Inneren, Dr. Bruno Merk, Stellvertreter des Landrats Ernst Eberhardinger, MdB Dr. Theo Waigel, Kreisbrandrat Alfred Städele und die Bürgermeister von Burgau und Krumbach. Herr Heinrich März, Kreis- und Marktgemeinderat und ehemaliger (1964 bis 1970) Bürgermeister der Gemeinde Scheppach – er hatte sich sehr aktiv für die Vorbereitung und Gestaltung des Festes und für die Formgebung der neuen Fahne eingesetzt- fungierte als Ansager und sprach verbindendeWorte zu den einzelnen Programmpunkten. Bürgermeister Knappich lobte die vorbildliche Instandsetzung des Gerätehauses, hob die intensive Schulungsarbeit hervor und stellte den Kameradschaftssinn ins rechte Licht. Kommandant Engelbert Ganser, der mit seinem Festausschuß zur Abwicklung des Festes Generalstabsarbeit geleistet hatte, durfte für seine Bemühungen einen riesigen Humpen in Empfang nehmen. Herr Ganser baute seinen Festbeitrag auf die Zuversicht auf, man werde in Scheppach die Jugend gewinnen für den Dienst am Nächsten. Staatsminister Dr. Bruno Merk bekannte, die Lenkung des bayerischen Feuerlöschwesens sei einer seiner angenehmsten und schönsten Aufgaben. Vom Scheppacher Festzelt aus dankte er allen im Rettungswesen eingesetzten Vereinigungen, insbesondere der Jubelwehr. Norbert Birkner und Johann Winkler - beide stehen über ein Vierteljahrhundert im aktiven Einsatz – heftete der Minister zum Abschluß seines mit großem Beifall aufgenommenen Referates das Feuerwehrehrenzeichen an den Rock. In Vertretung des Schirmherrn, Landrat Dr. Georg Simnacher, gratulierte Ernst Eberhardinger und überbrachte als Zeichen des Dankes und der Anerkennung den Ehrenteller des Landkreises. Sehr sinnig empfand Kreisbrandrat Alfred Städele das Musikstück „Heinzelmännchens Wachparade“, damit hatte die von Josef Eggert prächtig geleitete Scheppacher Trachtenkapelle den Kreischef der Wehren angekündigt. Her Städele fing den Ball auf, unterstrich die vielfältigen Aufgaben der Feuerwehr von heute. Er freute sich auch über die finanzielle Unterstützung durch den Staat. Anschließend wurde ein extra für das 100-jährige Gründungsfest geschaffener Steinkrug den Ehrengästen, dem Festausschuß und den Festdamen überreicht. (Nach Abschluß des Festes erhielt auch jeder Feuerwehrmann diesen Steinkrug). Nach den Ehrungen nahm die Trachtenkapelle das Ruder fest in die Hand. Die Kellnerinnen schwirrten durch die vollbesetzten Reihen und hatten Mühe, den Gerstensaft heranzuschaffen. Bald zog auch der Duft goldgelber Brathähnchen durch das Festzelt. Und die Musiker und ihr ausgelassenes Völkchen bewiesen viel Sitzfleisch.

Ein weiterer Höhepunkt des Gründungsfestes war Sonntag, der 6. Juli 1975.

Es war ein Festtag für die gesamte Bevölkerung von Scheppach, für alle anwesenden Gäste, für die örtlichen Vereine und für die Freiwilligen Feuerwehren von nah und fern. Um 5.30 Uhr war Weckruf durch die Trachtenkapelle Scheppach. Alle aktiven Feuerwehrmänner marschierten mit, und die alte Feuerwehrfahne tat hierbei ihren letzten Dienst. Um 8.15 Uhr wurde durch die Festkapelle, die Festdamen und die Freiw. Feuerwehr der Patenverein Jettingen am Lagerhaus abgeholt. Anschließend geleitete die Festkapelle vom Festzelt aus die Ehrengäste, die Fahnenbraut mit Begleiterinnen, die Festdamen mit der neuen Fahne, den Patenverein Jettingen, die Freiw. Feuerwehr Scheppach, alle anwesenden Feuerwehren und die örtlichen Vereine zum Kirchplatz. Die Feier des Festgottesdienstes und die Fahnenweihe, die Übergabe der neuen Fahnen an den Fähnrich und die Übergabe von Fahnenbändern durch die Fahnenbraut und die Festdamen fanden unter blauem Himmel statt. (Fahnenbraut: Ingrid Rößle; Festdamen: Leni Brenner, Susanne Leppelt, Ulrike Högel, Anneliese Knöpfle, Evi Kraus und Vroni Birkner; Fähnrich: Ludwig Strobl) Geistlicher Rat, H.H. Pfarrer Alois Brauner stellte den Hl. Florian in den Mittelpunkt seiner geistlichen Betrachtung. Am Leben des Patrons der Feuerwehren wurde gezeigt, wie ein jeder den Spruch der Feuerwehren verwirklichen kann: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“. Am Kriegerdenkmal nahmen Geistlicher Rat Brauner, Bürgermeister Knappich, Festkapelle und Fahnenabordnungen die Heldenehrung vor.

Nach dem Gottesdienst bewegte sich der Festzug über den Kreuzberg und die Grottenau zum Festzelt, in welchem ein Frühschoppenkonzert stattfand.

Um 13.30 Uhr war der Festumzug. Bei sehr schönem und heißem Wetter bewegte sich ein 700 m langer Festzug durch die Straßen Scheppachs. Die Häuser waren festlich geschmückt und beflaggt und die Bewohner Scheppachs, groß und klein, alt und jung und die Zuschauer von nah und fern säumten die Straßen. 75 Vereine nahmen an dem Festumzug teil. Angeführt wurde er von Kommandant Engelbert Ganser und Kreisbrandmeister Bruno Schmid. Es folgte ein berittenes Musikkorps aus Jettingen, dahinter der erste Festwagen (Pferdekutsche) mit Schirmherrn Landrat Dr. Georg Simnacher, Bürgermeister Theodor Knappich, Geistlichen Rat H. H. Pfarrer Alois Brauner und Kreisbrandrat Alfred Städele. Anschließend marschierte die Musikkapelle Jettingen und der Patenverein, die Freiwillige Feuerwehr Jettingen. Im zweiten Festwagen saßen Professor Otto Schmitt und Architekt Karl Ostertag, Kreisrat Heinrich März und Kreisbrandinspektor Walter Honold. Eine besondere Attraktion war die von Pferden gezogene und von Hand zu betreibende Saug- und Druckpumpe der Freiwilligen Feuerwehr aus dem württembergischen Scheppach bei Öhringen. In der Mühlstraße, beim Anwesen Adolf Mayer, war eine Ehrentribüne aufgebaut. Von hier aus grüßten Schirmherr Dr. Simnacher, Kommandant Ganser, Kreisbrandrat Städele, Kreisbrandinspektor Honold, Kreisbrandmeister Schmid und der Festausschuß mit Festgästen die vorbeiziehenden Vereine.Danach drängte sich alles ins Zelt. Und von Glück konnte reden, wer sich einen Sitzplatz und einen vollen Maßkrug ergatterte. Lebhafter Beifall brandete auf, als Fahnenjunker Ludwig Strobl mit der neuen Scheppacher Feuerwehrfahne sich einen Weg durch die Zeltgassen bahnte und zum Fahnenplatz schritt. Der letzte Akt des 100-jährigen Gründungsfestes war angebrochen. Das Fest klang bei hochsommerlichen Temperaturen schöner aus, als es sich selbst die kühnsten Optimisten zu träumen gewagt hatten.

Den internen Abschluß des Festes für die Freiwillige Feuerwehr Scheppach bildete ein Kameradschaftsabend am 25. Oktober 1975.